Hardegser Digitales Fotomuseum: Infonachmittag „Zur Sommerfrische nach Hardegsen“
Zur Entwicklung des Fremdenverkehrs in Hardegsen „Mit Gästeabenden, Lichtbildervorträgen, geführten Wanderungen und Kutschfahrten bemüht sich die Kurverwaltung um Ihre Unterhaltung. Der Ausschank der „Friedrich-Christian-Heilquelle Neuselters“ im kleinen Kurpark und die Wassertretanlage tragen wesentlich zum Wohlbefinden, zur Erholung und Gesundung der Kurgäste bei“.
So wirbt 1971 ein Prospekt für den Luftkurort Hardegsen im Solling. Mit Erfolg, denn 1976 zählt die Statistik 50.570 Übernachtungen in Hardegsen, die sich auf 5.718 Gäste bezogen. Diese Zahlen beinhalteten 5.296 Übernachtungen in Ertinghausen (474 Gäste).
„Sie finden einen ganz modernen Minigolfplatz, ein großzügig angelegtes beheiztes Freibad, einen Kurgarten mit Leseraum und Bücherei und mit Unterhaltungskonzerten, gesellige Tanzbar und anheimelnde Gaststätten,“, heißt es weiter im Prospekt. Die 1970er Jahre waren die Glanzzeiten des Fremdenverkehrs in Hardegsen. In einer „Untersuchung über den Stand und die Entwicklungsmöglichkeiten des Fremdenverkehrs in Hardegsen“, die 1988 von der Nds. Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege durchgeführt wurde, errechnete man, dass bei 40.000 Übernachtungen im Jahre 1987 und einer durchschnittlichen Verweildauer der Gäste von 3,5 Tagen die Einnahmen im Ort im Bereich des kurz- und mittelfristigen Einzelhandelsumsatzes durch den Fremdenverkehr ca. 9% betragen haben. Legt man diese Berechnungsgrundlagen für das Jahr 1976, der Blütezeit des Hardegser Fremdenverkehrs, zugrunde, dürfte der Anteil ca. 15% und mehr betragen haben. Fremdenverkehr in Hardegsen war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor dieser Zeit. Schon 1936 standen in Hardegsen für Gäste 85 Betten zur Verfügung, 666 Übernachtungen wurden offiziell verzeichnet. Besonders die Pension der Heimatdichterin Henriette Ahlborn (heutige Pizzeria Rialto) hatte eine lange Beherbergungstradition.
Ende der 70er Jahre entwickelte sich der Pauschaltourismus enorm, Urlaub im sonnensicheren Süden wurden kostengünstig. Die Angebote in den deutschen Mittelgebirgen waren riesig. Langfristig setzten sich die Anbieter durch, die Qualität in Ausstattung und Bewirtung bieten konnten. Dazu waren im Vorfeld Investitionen notwendig, die aber oft langfristig in dem riesigen ungewissen Angebotspool der Mittelgebirge nicht abgesichert waren. Sowohl im Solling – und Hardegsen liegt nur am Rande dessen-, als auch im Harz brachen die Übernachtungszahlen ein. Nach der Wende 1989 kamen zusätzlich die Angebote aus dem Ostharz, dem Thüringer Wald und dem Erzgebirge hinzu, in die infrastrukturell viel investiert wurde. Fremdenverkehr im früheren Sinne hatte im und vor allem am Solling keine Chance mehr. Dieser Strukturwandel ist heute besonders eindrucksvoll in Neuhaus, im Herzen des Sollings, festzustellen.
Auffallend gleichbleibend lagen die Übernachtungszahlen in Hardegsen mit knapp über 40.000 Anfang der 80er Jahr. Dazu erklärte 1987 die Kurverwaltung Hardegsen, dass die Übernachtungszahlen in den letzten Jahren immer nach oben hin manipuliert worden seien, um die magische Zahl von 40.000, die für die entsprechende Wirtschaftsförderung als Grenze galt, nachweisen zu können. 1991 zählte man real nur noch 16.737 Übernachtungen, 25% davon entfielen auf den Campingplatz, etliche auf das Jugendgästehaus in Asche. Zwischenzeitlich versuchte der damalige Stadtdirektor mit Initiativen, wie die Anlage eines Stausees, der Ansiedlungen eines Dinosaurierparks oder einer Filmtierschule, den Niedergang des Fremdenverkehrs zu verhindern. Die Initiativen scheiterten aus Naturschutzgründen. Über diese Entwicklung von der Sommerfrische in den 1930er Jahren, über die Glanzzeiten bis zum Rückgang und letztendlich Einstellung der Fremdenverkehrsförderung, wird es in der Präsentation des Digitalen Fotomuseums gehen.
Nächster Termin:
Samstag, 11. Mai 2024, 15 -17 Uhr im Sportheim Hardegsen,
Karl-Lechte-Weg 1.
Gesucht werden noch alte Aufnahmen von Gästeabenden, Diavorträgen, Feiern und Festen im Stadt- und späteren Kurpark, von alten Pensionen oder anderen Dingen, die in die Thematik passen. Bitte diese Fotos zur Veranstaltung mitbringen, oder vorher bei Ralf Förstermann auf der Burg (Di und Do von 8-13 Uhr) zum Einscannen vorbeibringen.